In meinem Leben durfte ich eine Aneinanderreihung von prägenden und einschneidenden Erfahrungen machen, die mich jedoch zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin. Vor allem die ersten 20 Jahre meines Lebens erlebte ich einige gewaltvolle Ereignisse – sowohl physischer als auch emotionaler Natur. Einige davon im familiären Kontext, doch das traumatischste für mich war wohl der Unfall, der sich am 31. Dezember 2005 ereignete. An jenem Silvesterabend als mich ein Leuchtknaller in meinem linken Auge erwischte, wodurch ich nicht nur die Fähigkeit verlor, mit diesem zu sehen, sondern auch jegliches restliche bisschen Selbstbewusstsein, meinen Selbstwert, mein Selbstvertrauen sowie die Liebe zu mir selbst. Weitere Folgen, die sich im Laufe der Zeit und durch weitere Erfahrungen in meinem Leben entwickelten, waren das Vertrauen in andere Menschen und in das Leben. Ich fühlte mich nicht mehr sicher, weder in mir noch mit anderen. Und so war es nicht verwunderlich, dass mir weiterhin Situationen und Menschen begegneten, die diesen Mangel an Liebe, Vertrauen und Sicherheit nur weiter bestätigten und sogar verstärkten. Doch in all dieser Zeit entwickelte ich Strategien, um mit all der Leere und all dem Schmerz klarzukommen. Um weitermachen, weiterleben – emotional überleben – zu können. Zugegeben, der einfachste Weg – und auch weil ich es einfach nicht besser wusste oder anders kannte – war der, meine Erfahrungen und meinen Schmerz zu unterdrücken. Mit Unterdrückung kannte ich mich bestens aus. Bloß nicht hinsehen. Ja nicht hin fühlen.
Und ich weiß, dass es uns allen so geht. Wir alle scheuen das Leid. Wir alle sehen ungerne hin, fühlen ungerne die “negativen” Gefühle. Wir wollen einfach nur glücklich sein, geliebt werden, dazugehören, gesehen werden, anerkannt werden. Und dafür tun wir so einiges… vor allem tun wir so als ob…
Mein Umgang mit meinen Gefühlen “erleichterten” mir der Alkohol und Drogen. Sie ließen mich in eine andere Realität flüchten und so endete ich bereits früh in einer Art Alkoholsucht, die in meinen frühen 20ern von einer Art Drogensucht abgelöst wurde.
Doch genauso wenig, wie ein Ball dem Druck standhält, wenn man ihn unter Wasser drückt, genauso wenig hält der Druck stand, der im Inneren entsteht, wenn man sich selbst und seine Gefühle unterdrückt und betäubt. Der Schmerz bahnt sich seinen Weg immer wieder an die Oberfläche. Und so war ich schließlich mit 21 Jahren dazu gezwungen, endlich einmal hinzusehen. In diesem Alter lag ich das erste Mal so richtig am Boden und hatte weder Kraft noch Einsicht, weiterzuleben.
Als ich mit 21 Jahren zum ersten Mal bei einer Schamanin war und sie mir sagte, sie spüre, dass ich bereits mein Leben lang eine tiefe Traurigkeit in mir trage, fühlte ich mich vermutlich zum ersten Mal in meinem Leben gesehen. Denn so war es. Ich wusste nicht, was es bedeutet, ein Leben ohne Traurigkeit, ohne inneren Schmerz, zu führen.
Ich besuchte die Schamanin ein paar Mal doch rutschte sehr schnell wieder in mein Muster und in den Verdrängungsmodus. So richtig hinsehen und hin fühlen wollte ich immer noch nicht. Zu groß war der Schmerz. Ich suchte wieder nach Wegen, um allein mit dem Berg an Traurigkeit und Schmerz klarzukommen. Konnte und wollte keine Hilfe annehmen. So schlimm war das dann doch auch wieder nicht, redete ich mir ein. Betäubungsmittel und Drogen machten es mir eine Zeit lang leicht, mein Leben zu leben und zu funktionieren. So war es mir möglich mein Studium der Wirtschaftspsychologie abzuschließen und sogar zügig einen festen Job in einer großen bekannten Marketingfirma zu bekommen. Doch glücklich war ich nicht. Im Gegenteil.
Im März 2016 fand ich mich schließlich zum zweiten Mal am Boden. Doch dieses Mal sah ich es ein. Ich brauchte Hilfe. Ich steckte fest und drehte mich im Kreis, wissend, diesen Punkt immer wieder zu erreichen, wenn ich nicht endlich anfange, hinzusehen. Mich anzusehen. In mich hineinzugehen.
Und so begann mein Weg der Heilung. Zunächst mit einer klassischen Psychotherapie. Und wieder einmal geschah es, dass ich mich endlich gesehen fühlte. Jemanden fand, der mein Sprachrohr wurde und erklären konnte, wofür ich nie die Worte fand. Nach einiger Zeit ging es mir besser und ich begann mein Leben zu verstehen. Mich zu verstehen. Ich erkannte einen Zusammenhang zwischen meiner Kindheit, den darauffolgenden Ereignissen und meinem damaligen Selbst. Ich sah einen roten Faden. Ich begann meine Muster und Schutzstrategien zu sehen und erkannte mich und meine Bedürfnisse. Es war ein großes Momentum für mich, der mich vieles zunächst einmal verstehen ließ. Die Veränderung fand statt – wenngleich zunächst mal nur im Kopf – was auch wichtig und notwendig, jedoch nicht ausreichend ist. Tief in mir drinnen wusste ich das und tief in mir wusste ich auch, ich müsse mich von meinem geografischen Ort lösen, um zu mir zu finden. So begann es, dass ich mich stark zu warmem, weichem und nährendem Ort hingezogen fühlte und ich dieser Anziehung folgte. Im März 2018 ging ich nach Thailand und machte dort meine ersten wirklich tiefgehenden spirituellen Erfahrungen, die mir lebensverändernde Erkenntnisse schenkten, infolgedessen ich mein Verhalten und Leben radikal veränderte.
Diese spirituellen Praktiken öffneten mir drastisch meine Augen. Es war wie ein großer Weckruf. Mal abgesehen von der täglichen morgendlichen Yoga-Praxis erhielt ich auf Koh Phangan zum ersten Mal eine Reiki Sitzung und anschließend meine erste Breathwork Session, namens Rebirthing. Ich werde diesen Tag niemals vergessen, denn was ich alles in diesen beiden Sitzungen an Erkenntnissen und Eingebungen gewann, erreichten mich in den zwei Jahren Psychotherapie nicht. Es war als hätte Gott, das Universum, eine höhere Kraft mit mir gesprochen und mir eine klare Richtungsweisung und ein klares Bild davon gegeben, was ich als nächstes zu tun habe, wenn ich zurück in Deutschland bin.
Und so reiste ich zurück und stellte mein Leben auf den Kopf. Seitdem ist nichts mehr, wie es die Jahre zuvor war. Ich habe wirklichen Frieden mit meiner Vergangenheit schließen können, vor allen Dingen mit meinen Eltern. Ich habe meinen Pony abgeschnitten, hinter dem ich mich 11 Jahre lang versteckte und der die Folgen der Silvesternacht kaschierte. Ich habe der Wirtschaft den Rücken gekehrt, in der ich jahrelang in einem Hamsterrad steckte, unglücklich und funktionierend wie so viele andere Menschen auch. Ich habe meinen Lebensstil verändert, lebe und ernähre mich bewusst und gesund. Ich habe diverse Ausbildungen abgeschlossen, die mich qualifizieren, die Heilung, die ich erfahren durften, an andere weiterzugeben. Ich bin umgezogen und habe ein neues Leben in einer neuen Stadt angefangen. Und das Wichtigste: ich bin so glücklich wie ich es zuvor nie für möglich gehalten habe. Ich fühle mich auf der Welt zuhause und zugehörig. Ich habe Frieden mit mir selbst geschlossen, aufgehört mich zu bekriegen. Ich habe eine neue Bedeutung von Liebe erfahren und kann mich selbst als auch andere mit anderen Augen sehen und Liebe empfinden. Ich lebe im Einklang mit meinen Bedürfnissen und mit meiner wahren Natur. Ich trage absolute Verantwortung für mich, lebe selbstbestimmt und frei.
Und so gehe ich heute noch hungrig nach mehr Bewusstsein, nach mehr Erkenntnis und nach mehr Selbstverwirklichung meinen Weg, mit dem großen Wunsch, dieses Wissen und meine Lebenserfahrung mit anderen Menschen zu teilen. Sie auf ihrem Weg der Heilung, der Transformation und des Wachstums zu begleiten.
Denn genau das ist es, was ich mir auch für dich wünsche. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer dieser Weg sein kann und gleichzeitig, dass alles möglich ist. Egal wie wenig man selbst daran glaubt. Es reicht, wenn andere für einen daran glauben. Und so glaube ich an dich.
Mein Seelenweg ist, Erfahrungen zu machen, daraus zu lernen und diese Erkenntnisse und all mein gewonnenes Wissen weiterzugeben.